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MEINE REGION

„Dann schreib ich besser selber was!“ – dieser Gedanke war 1979 Grundstein der bemerkenswerten Erfolgsgeschichte von Theaterautorin Ulla Kling. Bald verfasst sie ihr 100. Stück.  Von Brigitte Fregin

„Dann schreib ich besser selber was!“ – dieser Gedanke war 1979 Grundstein der bemerkenswerten Erfolgsgeschichte von Autorin Ulla Kling. „Unsere Theatertruppe war auf der Suche nach einem neuen Stück, aber es wollte uns keines gefallen“, erinnert sich die bald 76-jährige Stadtbergerin. So begann sie, selbst zu verfassen. Mittlerweile gibt es 99 Dreiakter von ihr, 45 davon waren schon als Fernsehaufführungen zu sehen. Schwerpunkt bilden Komödien mit Herz, Schmerz und Witz für Boulevard- und volkstümliches Theater. Sie verfasst aber auch mal Tragödien oder Krimis.

Schon lange gehört Kling zu den meistgespielten Autoren im deutschsprachigen Raum. Das zeigt ein Blick auf die Spielpläne vieler Amateur- und Profi-Theater-Bühnen. Die Stücke erfreuen sich großer Beliebtheit. Ihr Erfolg ist international. Einiges wurde auch in andere Sprachen und Dialekte übersetzt. „Ich habe beispielsweise eine treue Bühne in Friesland, die meine Komödien in Platt aufführt“, weiß die Dramatikerin. „Viele meiner Dreiakter werden außerdem in Südtirol und in den Benelux-Ländern gespielt.“

Für ihren Erfolg wurde sie mehrfach geehrt. Das Bundesverdienstkreuz am Band bekam Kling bereits 1987 als Anerkennung ihres künstlerischen Wirkens verliehen. Sie trifft mit ihren Stücken immer wieder den Geschmack des Publikums, aber auch der Theatermimen.

 

Kein Wunder, dass sie als Drehbuchautorin ebenfalls gefragt ist. Die TV-Serie „Zum Stanglwirt“ mit Peter Steiner stammt beispielsweise aus ihrer Feder. „Da habe ich mir keinen Co-Autor aufs Auge drücken lassen“, erklärt sie bestimmt. „Es hat mir großen Spaß gemacht, aber ich fühlte mich manchmal ganz schön unter Druck“, gibt sie zu. „Zudem ist die teils oberflächliche Bussi-Bussi-Gesellschaft der Fernsehbranche gar nicht meins.“

Gerne denkt sie dagegen an Volksschauspielerin Erni Singerl zurück, mit der sie eine tiefe Freundschaft verband. Deren Wunsch nach einem auf den Leib geschriebenen Stück hat sie mit „Power Paula“ erfüllt. Viele Male stand Singerl in ihrer Paraderolle unter anderem in der Kleinen Kömödie in München auf der Bühne.

Geschichten aus dem Alltag

Inspiriert wird Ulla Kling zu ihren Geschichten im eigenen Alltag. „Ich bin sozusagen immer in Alarmbereitschaft“, beschreibt sie lachend. Auch Skandale, die sie in alten Zeitungsartikeln recherchiert, regen ihre Fantasie an. So etwa die Donisl-Affäre, die im „Bierpanscherblues“ Niederschlag gefunden hat.

Wenn sie in Ruhe arbeiten kann, hat sie die Rohfassung in etwa vier Wochen fertig. „Der Idealzustand ist, dass ich nicht so schnell schreiben kann, wie mir etwas einfällt“, erklärt sie. Dann lässt sie das Ganze ein, zwei Wochen liegen, bevor sie ans Überarbeiten geht.

Viele ihrer Stücke entstanden in Kanada, das lange ihre zweite Heimat war. Bis vor wenigen Jahren hatte sie ein Haus an einem See in dem nordamerikanischen Land. Viele Sommer hat sie mit ihrem Mann Werner dort verbracht. „Auch da habe ich übrigens in der Zeitung eine Kritik über eines meiner Stücke gelesen, das eine Schweizer Theatergruppe dort gezeigt hatte“, erinnert sich die Autorin. 

Seit sie 17 ist, steht Kling selbst begeistert auf der Bühne und bringt in diversen kleinen und größeren Rollen das Publikum zum Lachen, hin und wieder auch zum Weinen. Regie führt die leidenschaftliche Theaterfrau ebenfalls regelmäßig. Bereits seit 1975 ist sie Mitglied bei den Bühnenfreunden in Augsburg. „Ohne Theater und Schreiben könnte ich mir mein Leben nicht vorstellen. Beides hat mich immer sehr bereichert. Ich möchte noch so viel spielen ... Aber so alt werde ich leider nicht mehr, dass ich das kann“, meint die Mutter von drei Töchtern und Oma von drei Enkeln.

Ein anderer Wunsch, nämlich die 100 vollzumachen bei der Zahl ihrer Werke, wird dagegen schon Wirklichkeit. „Ich habe gerade mit dem hundertsten Stück angefangen“, verrät sie. „Ich verfasse zudem gerne Kindergeschichten, Lyrik und Prosa, aber nur für mich“. Von einer gesundheitlichen Krise hat sich die Stadtbergerin glücklicherweise erholt. So schmiedet sie wieder Pläne und ist bei ihren geliebten Bühnenfreunden aktiv. Im Oktober diesen Jahres führt sie dort erneut Regie und wird in einer kleinen Rolle selbst mitspielen.

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